Versicherung für Renovierungsarbeiten: So schützen Sie sich als Bauherr

Versicherung für Renovierungsarbeiten: So schützen Sie sich als Bauherr

Wenn Sie Ihr Zuhause renovieren, denken Sie wahrscheinlich an Farbe, Bodenbeläge und neue Fenster. Aber haben Sie auch an die Bauherrenhaftpflichtversicherung gedacht? Viele Hausbesitzer in Deutschland unterschätzen das Risiko, das mit Renovierungsarbeiten einhergeht - und zahlen später den Preis. Ein kaputter Wasserrohr während der Sanierung, ein herabstürzender Balkon oder ein Erdrutsch durch Grabungsarbeiten: Solche Schäden können nicht nur Ihre Nachbarn treffen, sondern auch Ihr ganzes Vermögen gefährden. Die private Haftpflichtversicherung reicht dafür nicht aus. Und das wissen viele nicht.

Warum Ihre private Haftpflicht nicht reicht

Die private Haftpflichtversicherung schützt Sie im Alltag - wenn Sie jemanden mit dem Fahrrad anfahren oder das Glas aus dem Fenster fallen lassen. Aber sobald Sie mit Bohrern, Baggern oder Beton arbeiten, ändert sich alles. Laut der Deutschen Gesellschaft für Versicherungswirtschaft (GDV) deckt die private Haftpflicht bei Renovierungen mit einer Bausumme über 50.000 Euro nur in 22 % der Fälle richtig ab. Das bedeutet: In fast vier von fünf Fällen zahlt sie nicht.

Warum? Weil die Versicherer bei Renovierungen von einem anderen Risikoprofil ausgehen. Wenn Sie eine Wand einreißen, um eine neue Tür einzubauen, verändern Sie die Statik des Hauses. Wenn Sie die Kellerabdichtung erneuern, riskieren Sie, dass das Grundwasser in den Nachbarbau dringt. Wenn Sie einen Minibagger mieten, um den Garten umzugraben, kann der Boden abrutschen. Solche Schäden gelten als baulich bedingte Haftung - und die ist in der privaten Haftpflicht meist ausgeschlossen.

Ein Beispiel aus Leipzig: Ein Ehepaar renovierte sein Altbauwohnhaus mit einer Bausumme von 120.000 Euro. Während der Dachsanierung brach ein Rohr - Wasser lief in die Wohnung darunter. Der Schaden: 48.000 Euro. Die private Haftpflicht lehnte die Zahlung ab: „Das ist kein Alltagsrisiko, das ist Bauarbeit.“ Erst die neu abgeschlossene Bauherrenhaftpflichtversicherung übernahm den Schaden. Ohne sie hätten sie ihren Sparkonto leergeschrubbt.

Was die Bauherrenhaftpflichtversicherung wirklich abdeckt

Die Bauherrenhaftpflichtversicherung ist keine zusätzliche Versicherung - sie ist die einzige, die Sie wirklich brauchen, wenn Sie bauen oder sanieren. Sie schützt Sie vor drei Arten von Schäden:

  • Personenschäden: Wenn ein Arbeiter stürzt, ein Besucher sich an einem losen Kabel verletzt oder ein Kind im Baustellenbereich ausrutscht.
  • Sachschäden: Wenn Ihre Renovierung das Dach des Nachbarn beschädigt, die Heizung kaputtgeht oder der Boden in der Wohnung darunter aufquillt.
  • Vermögensschäden: Wenn Sie durch Baustaub oder Lärm den Mietwert der Nachbarwohnung mindern - und der Mieter Schadensersatz verlangt.

Wichtig: Diese Versicherung deckt auch Schäden ab, die durch Eigenleistung entstehen. Viele Hausbesitzer glauben, sie wären sicher, wenn sie selbst arbeiten. Doch wenn Sie als Laien eine neue Heizung anschließen und dabei die Rohre beschädigen, haften Sie trotzdem - und zwar mit Ihrem ganzen Vermögen. Die Bauherrenhaftpflichtversicherung schließt hier auch Ihre Helfer mit ein, bis zu einer Deckungssumme von 50.000 Euro.

Und es gibt noch mehr: Die meisten Verträge decken auch Gewässerschäden ab - also wenn während der Kellerabdichtung Grundwasser in den Nachbarbau drückt. Oder Erdrutsche, die durch Grabungsarbeiten ausgelöst werden. Diese Risiken sind in der privaten Haftpflicht meist komplett ausgeschlossen. Auch die Mitversicherung von kleineren Baumaschinen wie Minibaggern bis 3,5 Tonnen ist Standard - eine wichtige Funktion, wenn Sie selbst mit Technik arbeiten.

Wie viel Versicherungssumme brauchen Sie?

Die Versicherungssumme ist nicht egal. Sie bestimmt, wie viel Geld die Versicherung im Schadenfall zahlt. In Deutschland gilt eine Summe von 10 Millionen Euro als branchenüblicher Standard. Aber viele Anbieter bieten auch höhere Deckungen an - bis zu 75 Millionen Euro bei Allianz.

Warum so viel? Weil Schäden bei Renovierungen teuer werden können. Ein Wasserschaden in einem Mehrfamilienhaus mit drei Wohnungen kann leicht 150.000 Euro kosten. Ein Erdrutsch, der die Straße beschädigt, kann sogar eine halbe Million Euro verschlingen. Und wenn der Nachbar sein Haus wegen Baustaub und Lärm nicht mehr vermieten kann, kommen auch noch Mietverluste hinzu.

Als Faustregel: Die Versicherungssumme sollte mindestens das Doppelte Ihrer Bausumme betragen. Bei einer Sanierung mit 200.000 Euro brauchen Sie also mindestens 400.000 Euro Deckung - besser aber 10 Millionen Euro. Die Kosten dafür? Bei DBV liegen sie bei rund 110 Euro für die gesamte Bauzeit. Bei HUK sogar ab 75 Euro. Das ist weniger als ein Monatsbeitrag für Ihr Auto.

Älteres Ehepaar prüft eine Bauherrenhaftpflichtversicherung am Küchentisch mit Bauplänen und Laptop.

Welche Anbieter sind empfehlenswert?

Der Markt für Bauherrenhaftpflichtversicherungen ist überschaubar, aber nicht einfach. Die größten Anbieter in Deutschland sind:

  • Allianz: Mit 28 % Marktanteil der Marktführer. Bietet hohe Deckungssummen bis 75 Millionen Euro und seit 2023 auch Schutz für Smart-Home-Installationen.
  • HUK: Mit 22 % Marktanteil. Bekannt für günstige Einmalbeiträge ab 75 Euro und klare Online-Tools zur Berechnung der Deckung.
  • DBV: Mit 18 % Marktanteil. Hat 2023 die Deckungssumme von 7,5 auf 10 Millionen Euro erhöht - und bietet eine „Bauhelferhaftpflicht“ als Standard.
  • AXA: Mit 12 % Marktanteil. Gute Leistungen, aber weniger transparente Bedingungen.

Stiftung Warentest hat 2023 mehrere Tarife getestet. Die Bauherrenhaftpflichtversicherungen erreichten im Schnitt 1,8 von 5 Sternen - deutlich schlechter als die private Haftpflicht mit 2,3 Sternen. Warum? Weil viele Anbieter die Bedingungen so kompliziert formulieren, dass Bauherren nicht wissen, was wirklich abgedeckt ist. Die Testsieger waren HUK und DBV - wegen klarer Texte, guter Online-Abwicklung und schneller Schadensregulierung.

Was Sie vor dem Abschluss prüfen müssen

Bevor Sie unterschreiben, machen Sie diese fünf Schritte:

  1. Prüfen Sie Ihre private Haftpflicht: Lesen Sie die Allgemeinen Versicherungsbedingungen. Suchen Sie nach dem Wort „Bau“ oder „Renovierung“. Wenn dort steht „nur bei geringfügigen Arbeiten“ oder „nicht bei Änderung der Nutzung“, ist Ihre Versicherung nicht ausreichend.
  2. Berechnen Sie Ihre Bausumme: Nicht nur Material und Arbeit, sondern auch Architektenhonorare, Baugenehmigungsgebühren und sogar Provisionen zählen dazu. Ein Fehler hier kann später zur Unterversicherung führen.
  3. Prüfen Sie die Deckung für Eigenleistung: Wenn Sie selbst arbeiten, muss die Versicherung auch Ihre Helfer mitversichern. Fraglich ist oft, ob das inklusive ist oder extra kostet.
  4. Prüfen Sie den Schutz für historische Gebäude: Wenn Sie ein Denkmal sanieren, brauchen Sie spezielle Klauseln - etwa für Schäden durch Denkmalschutzvorgaben oder spezielle Materialien.
  5. Informieren Sie Ihre Wohngebäudeversicherung: Sie muss wissen, dass Renovierungen laufen. Sonst kann sie im Schadenfall ablehnen - weil sie von „verändertem Risiko“ spricht.

Ein Tipp von Bauherren auf baukindergeld.de: „Wenn Sie eine alte Heizung rausnehmen und eine neue einbauen, fragen Sie explizit nach dem Schutz für Schäden durch fehlerhafte Installation von Smart-Home-Systemen. Das ist heute kein Randthema mehr - es ist Standard.“

Zerbrechendes Glas-Schild für private Haftpflicht gegen stabiles Stahl-Schild für Bauherrenhaftpflicht, symbolisch dargestellt.

Was passiert, wenn Sie nichts versichern?

Die meisten Bauherren denken: „Ich mache alles vorsichtig. Es wird schon nichts passieren.“ Doch laut einer Studie der Frankfurt School of Finance & Management tritt bei 23 % der Renovierungsprojekte mit einer Bausumme über 100.000 Euro mindestens ein Schaden ein, der über die private Haftpflicht hinausgeht. Das sind mehr als zwei von zehn Fällen.

Und die Folgen? Ein Vermieter in Berlin, der ohne Bauherrenhaftpflicht sein Mehrfamilienhaus sanierte, musste nach einem Wasserschaden 180.000 Euro aus eigener Tasche zahlen. Sein Privatvermögen - Haus, Auto, Sparguthaben - wurde gepfändet. Der Deutsche Mieterbund warnt: „Ohne Bauherrenhaftpflichtversicherung riskieren Vermieter bei Renovierungen ihr gesamtes Privatvermögen.“

Und es gibt noch einen weiteren Punkt: Wenn Sie Ihr Haus später verkaufen, müssen Sie den Käufern offenlegen, ob während der Renovierung Schäden entstanden sind - und ob sie versichert waren. Ohne Versicherungsnachweis wird Ihr Haus schwerer zu verkaufen. Und vielleicht auch günstiger bewertet.

Die Zukunft: Digitalisierung und Nachhaltigkeit

Der Markt verändert sich. 65 % der Bauherrenhaftpflichtversicherungen werden heute online abgeschlossen - gegenüber nur 41 % im Jahr 2020. Die Anbieter haben digitale Tools entwickelt, die Ihnen helfen, die richtige Deckung zu finden. Allianz kooperiert seit 2023 mit der Plattform „Bauheld“: Sobald Sie Ihre Renovierungspläne eingeben, berechnet das System automatisch, welche Versicherung Sie brauchen.

Auch nachhaltige Renovierungen werden versichert. Seit Juli 2023 bietet GVO eine „Innovationsklausel“ an: Wenn Sie eine energieeffiziente Dämmung einbauen und dabei ein Leck verursachen, zahlt die Versicherung bis zu 30 % Mehrkosten über den Zeitwert - maximal 2.500 Euro. Das ist ein erster Schritt in Richtung Klimaschutz.

Dennoch warnt Prof. Dr. Sabine Schäfer vom Deutschen Institut für Bautechnik: „Die Versicherungsprodukte werden immer komplexer. Besonders ältere Bauherren über 65 Jahren, die 38 % aller Renovierungen durchführen, sind überfordert.“ Sie empfiehlt: „Wenn Sie unsicher sind, holen Sie sich einen unabhängigen Versicherungsberater - nicht den vom Anbieter.“

Was tun, wenn ein Schaden passiert?

Wenn etwas passiert - sofort handeln:

  • Stellen Sie die Arbeiten ein - das verhindert weitere Schäden.
  • Sichern Sie den Schaden mit Fotos - von allen Seiten.
  • Informieren Sie die Versicherung innerhalb von 7 Tagen - schriftlich und per Einschreiben.
  • Halten Sie alle Rechnungen, Verträge und Bauunterlagen bereit.
  • Reden Sie nicht mit Nachbarn über Schadenshöhe oder Schuld - das machen die Versicherungen.

Ein Nutzer auf immobilienscout24.de berichtet: „Als der Wasserschaden kam, habe ich sofort die Versicherung angerufen. Die haben innerhalb von 24 Stunden einen Gutachter geschickt. Nach drei Tagen war die Zahlung auf dem Konto.“

Brauche ich eine Bauherrenhaftpflichtversicherung, wenn ich nur kleine Arbeiten mache?

Wenn die Bausumme unter 50.000 Euro liegt und Sie keine tragenden Wände verändern, reicht oft die private Haftpflicht. Aber: Wenn Sie selbst arbeiten, ein Bagger mieten oder die Wohnung vermietet ist, ist die Bauherrenhaftpflicht trotzdem ratsam. Viele Versicherer lehnen Schäden bei Eigenleistung ab - auch bei kleinen Projekten.

Kann ich die Bauherrenhaftpflicht später abschließen, wenn ich schon mit dem Bau angefangen habe?

Nein. Die Versicherung muss vor Beginn der Arbeiten abgeschlossen werden. Wenn Sie erst nach dem Bohren eine Versicherung abschließen, ist der erste Schaden nicht abgedeckt. Die Versicherung prüft den Beginn der Arbeiten - oft über Fotos, Baupläne oder Meldungen an das Bauamt. Wer zu spät kommt, zahlt selbst.

Wird die Versicherung auch bei Mietschäden gezahlt?

Ja. Wenn Ihre Renovierung den Mietwert der Wohnung mindert - etwa durch Lärm, Staub oder mehrere Wochen ohne Heizung - kann der Mieter Schadensersatz verlangen. Die Bauherrenhaftpflicht deckt solche Vermögensschäden ab, solange die Arbeiten im Vertrag genannt sind.

Was passiert, wenn ich einen Handwerker beauftrage - muss ich trotzdem eine Versicherung haben?

Ja. Der Handwerker hat seine eigene Betriebshaftpflicht - aber die deckt nur seine eigenen Fehler. Wenn er einen Wasserrohrbruch verursacht, zahlt seine Versicherung. Aber wenn er durch falsche Arbeiten die Statik des Hauses beeinträchtigt und der Nachbar sein Dach verliert - dann haften Sie als Bauherr. Die Bauherrenhaftpflicht schützt Sie vor diesen Folgeschäden.

Wie lange gilt die Bauherrenhaftpflichtversicherung?

Die Versicherung läuft maximal drei Jahre ab Vertragsbeginn - das ist die gesetzlich zulässige Höchstdauer. Aber sie gilt nur für die Dauer der Arbeiten. Wenn die Renovierung nach acht Monaten fertig ist, endet der Schutz automatisch. Sie müssen nicht für die ganze Laufzeit zahlen, sondern nur für die Zeit, in der wirklich gebaut wird.

Renovieren ist eine große Investition - in Ihr Zuhause, in Ihre Zukunft. Aber die größte Investition ist nicht der Beton oder die Fenster - es ist der Schutz, den Sie sich sichern. Eine Bauherrenhaftpflichtversicherung kostet wenig, aber sie kann alles retten. Und das ist kein Luxus. Das ist Verantwortung.