RS‑Tür vs. Brandschutztür: Unterschied, Kennzeichnung, Einsatzbereiche (2025)

RS‑Tür vs. Brandschutztür: Unterschied, Kennzeichnung, Einsatzbereiche (2025)
  • TL;DR: Eine RS‑Tür (Rauchschutztür) ist nicht automatisch eine Brandschutztür. Kombi-Lösung heißt z. B. T30‑RS.
  • RS schützt vor Rauch (meist bei Raumtemperatur), Brandschutztüren wie T30/T90 schützen vor Feuer für eine geprüfte Zeit.
  • Achte auf Kennzeichnungen am Typenschild: T-Klasse (Feuer), RS bzw. Sa/S200 (Rauch), Selbstschließer, Zulassung/Prüfzeugnis.
  • Typisch: Flure und Treppenhäuser brauchen RS; Heizraumtüren oft T30‑RS; Wohnungseingänge je nach Landesrecht und Baujahr unterschiedlich.
  • Montage und Pflege sind kritisch: Dichtungen, Schließer, Bodenluft und Feststellanlagen regelmäßig prüfen.

Was bedeutet RS, T30, T90 & Co? Der Unterschied in einem Satz - plus die feinen Details

Die kurze Antwort, die viele überrascht: Eine RS Tür ist keine Brandschutztür. RS steht für Rauchschutz. Das heißt: Diese Tür hält Rauch im frühen Brandstadium zurück und schließt selbsttätig. Eine Brandschutztür - etwa T30 oder T90 - ist auf Feuerwiderstand geprüft und verhindert für eine definierte Zeit, dass Flammen und Hitze durchschlagen. Beides zusammen gibt es als T30‑RS oder T90‑RS.

Warum diese Trennung? Weil Tod und Verletzungen bei Bränden oft durch Rauch entstehen - lange bevor Flammen das Material zerstören. Darum gibt es eine eigene Produktkategorie nur für Rauchschutz. Gleichzeitig brauchst du für echte Brandabschnitte einen Feuerwiderstand - also eine Feuerschutztür.

Die wichtigsten Begriffe, die du sicher auseinanderhalten solltest:

  • RS (Rauchschutztür): Dicht gegen Rauch bei Raumtemperatur, selbstschließend. Früher nach DIN 18095, heute überwiegend nach EN‑Prüfungen (z. B. EN 1634‑3). In EU‑Klassen steht oft Sa (Dichtheit bei Raumtemperatur) oder S200 (Dichtheit bis 200 °C).
  • Brandschutztür (Feuerschutzabschluss): T‑Klasse kennzeichnet den Feuerwiderstand in Minuten, z. B. T30 (feuerhemmend), T60 (hochfeuerhemmend), T90 (feuerbeständig). Geprüft z. B. nach EN 1634‑1 bzw. national anerkannt.
  • Kombi (z. B. T30‑RS): Vereint Feuerwiderstand und Rauchschutz. Diese Türen sind im Alltag am häufigsten in Fluren, Treppenhäusern, Heizräumen und zwischen Nutzungseinheiten.
  • Sa vs. S200: Sa ist Rauchdichtheit im kalten Zustand, S200 auch bei erhöhter Temperatur (ca. 200 °C) - das ist deutlich anspruchsvoller.

Wichtig: Eine reine T‑Tür ohne RS ist nicht zwingend rauchdicht. Und eine reine RS‑Tür hat keinen Feuerwiderstand. Erst die Kombi-Kennzeichnung schafft beides.

Klasse Zweck Prüfgrundlage (typisch) Dichtheit Feuerwiderstand Selbstschließend Typische Einsatzorte
RS / Sa Rauchschutz (kalt) EN 1634‑3, EN 13501‑2 (Sa) Rauchdicht bei Raumtemp. Nein Ja Flure, Treppenhäuser, Schleusen
RS / S200 Rauchschutz (bis 200 °C) EN 1634‑3, EN 13501‑2 (S200) Rauchdicht bis 200 °C Nein Ja Höhere Anforderungen, z. B. Sonderbauten
T30 Feuerhemmend EN 1634‑1, EN 13501‑2 (EI₂ 30) Nein (ohne RS/Smokeklasse) 30 min Ja Brandabschnitte, Technikräume
T30‑RS Feuer + Rauch EN 1634‑1/3, EN 13501‑2 (EI₂ 30 + Sa/S200) Ja (Sa/S200) 30 min Ja Flure, Treppenhäuser, Heizräume
T90‑RS Feuer + Rauch (hoch) EN 1634‑1/3 Ja 90 min Ja Industrie, Tiefgaragenzugänge

Warum 2025 wichtig ist: Durch die EU‑Norm EN 16034 (Feuer‑/Rauchleistung von Türen) und EN 14351‑1/‑2 (Fenster/Türen) hat sich die Kennzeichnung - vor allem bei Außentüren - europaweit angeglichen. Für Innentüren gelten in Deutschland teils weiterhin nationale Zulassungen. Im Zweifel zählt die konkrete Bauvorlage, die Landesbauordnung und das geprüfte Leistungsspektrum auf dem Typenschild.

Wann brauchst du RS, eine Brandschutztür oder T30‑RS? Einfache Entscheidungshilfen und typische Szenarien

Damit du nicht in Normen versinkst, hier eine schnelle Denkstütze. Sie ersetzt nicht die Planung, hilft dir aber beim Einordnen vor Ort.

  1. Gibt es einen Brandabschnitt zu trennen? Dann brauchst du eine Brandschutztür (mind. T30). Wenn der Bereich Teil eines Flucht- und Rettungswegs ist, meist zusätzlich RS - also T30‑RS.
  2. Ist es ein Flur/Treppenraum als Rettungsweg? Häufig reicht Rauchschutz (RS/Sa), oft wird T30‑RS gefordert. Prüfe die Bauvorlage bzw. das Brandschutzkonzept.
  3. Heizräume, Technikräume, Müllräume? In Wohngebäuden sind hier T30‑RS üblich; in größeren Anlagen ggf. T90‑RS.
  4. Wohnungseingangstür? Altbau vs. Neubau, Land zu Land unterschiedlich. Häufig RS mit Schallschutz; in Neubauten auch T30‑RS, wenn der Flur als notwendiger Flur ausgewiesen ist.
  5. Tiefgarage ↔ Treppenhaus? Meist T30‑RS oder T90‑RS mit Feststellanlage, je nach Konzept.

Praxisbeispiele, die dir das Bauchgefühl schärfen:

  • Mehrfamilienhaus, Tür vom Kellerflur ins Treppenhaus: Oft T30‑RS, weil hier sowohl Rauch als auch Feuer zurückgehalten werden soll.
  • Schulflur mit Rauchschutztür im Verlauf des Fluchtwegs: RS/Sa mit Selbstschließer kann reichen; fordert das Konzept höhere Temperaturdichtheit, dann S200.
  • Kesselraum im EFH nach Landesrecht: Häufig T30 (manchmal T30‑RS), je nach Raumlage und Nutzung. Ohne Prüfzeugnis und Selbstschließer ist es keine Brandschutztür.
  • Büroetage, Brandabschnittstrennung im Flur: T30‑RS, bei Doppelflügeltüren mit Schließfolgeregler und geprüfter Feststellanlage.

Wenn du schwarz auf weiß brauchst, verlass dich auf drei Quellen: das Brandschutzkonzept deines Projekts, die Landesbauordnung (LBO) und die technischen Baubestimmungen. Stichworte, die du in Unterlagen siehst: MBO/LBO, DIN EN 1634‑1 (Feuer), DIN EN 1634‑3 (Rauch), EN 13501‑2 (Klassen EI₂ 30, Sa/S200), DIN 4102‑5 (national, Feuerschutzabschlüsse).

Mini‑Entscheidungsbaum zum Abhaken:

  • Nur Rauch im frühen Stadium stoppen? → RS (Sa oder S200 je nach Konzept).
  • Feuerwiderstand gefordert? → T‑Klasse (T30/T90) - braucht Selbstschließer, geprüftes System.
  • Beides gefordert (Rauch + Feuer)? → Kombi, z. B. T30‑RS.
  • Außentür mit Feuer/Rauchleistung? → Achte zusätzlich auf CE‑Konformität nach EN 16034.
So erkennst du die richtige Tür: Kennzeichnung, Typenschild, Prüfzeugnisse - Schritt für Schritt

So erkennst du die richtige Tür: Kennzeichnung, Typenschild, Prüfzeugnisse - Schritt für Schritt

Im Alltag entscheidet oft ein Blick auf das Typenschild. So gehst du vor:

  1. Typenschild suchen: Meist oben an der Türkante oder am Band (Scharnier) auf dem Flügel. Steht dort T30/T90, RS, Sa/S200?
  2. Kombination prüfen: Steht nur „RS“ oder „Sa/S200“ ohne T‑Klasse, ist es keine Brandschutztür. Steht „T30“ ohne RS/Smokeklasse, ist sie nicht zwingend rauchdicht.
  3. Systemidentität checken: Hersteller, Baureihe, Abmessungen, Verglasung und Beschläge müssen mit dem Prüfzeugnis übereinstimmen. Eigenmächtige Änderungen (anderes Schloss, andere Drücker, größerer Glasausschnitt) heben die Leistung auf.
  4. Selbstschließer testen: Tür aus 10-20 cm loslassen. Schließt sie vollständig und verriegelt, ohne anzuschlagen? Bei Doppelflügeln muss die Schließfolge stimmen.
  5. Dichtungen kontrollieren: Sind die umlaufenden Dichtungen vorhanden, intakt und nicht verklebt, eingeschlitzt oder abgeschnitten? Ist eine Bodendichtung (Absenkdichtung) eingebaut und justiert?
  6. Bodenluft messen: In der Regel 3-10 mm, abhängig vom System. Zu große Spalten entwerten Rauchschutz und Schallschutz.
  7. Feststellanlage bewerten: Keile sind tabu. Wenn die Tür offenstehen soll, brauchst du eine geprüfte Feststellanlage mit Rauchmeldern und Auslösetaster. Jährliche Wartung nicht vergessen.
  8. Dokumente einsehen: Prüfzeugnis/Zulassung, Montageanleitung, Wartungsnachweise. Bei Außentüren: CE‑Leistungserklärung (u. a. EN 16034).

Kurzer Realitätscheck: Türen sind Systeme. Der Feuer‑/Rauchschutz ist nur gegeben, wenn Zarge, Flügel, Beschläge, Dichtungen, Glaseinsätze und Einbau genau so sind, wie geprüft. Schon ein anderes Schloss oder ein abgesägter Türsteg kann die Klassifizierung zerstören.

Schnell‑Check vor Ort (handlich für die Hosentasche):

  • Typenschild vorhanden und lesbar
  • Kennzeichnung passt: T‑Klasse, RS/Sa/S200 wie gefordert
  • Selbstschließer funktioniert, kein Keil, kein Magnet
  • Dichtungen vollständig, Bodenluft klein und gleichmäßig
  • Keine Bastellösungen: keine fremden Beschläge, keine nachträglichen Bohrungen ohne Freigabe

Planung, Montage, Pflege: typische Fehler vermeiden - mit klaren Regeln und Pro‑Tipps

Ich sehe in Projekten immer wieder die gleichen Stolperfallen. Hier sind die häufigsten - plus was du stattdessen tust.

  • „RS reicht, oder?“ - Falsche Annahme: Rettungswege brauchen oft auch Feuerwiderstand. Checke das Brandschutzkonzept: Steht dort T30‑RS, dann reicht eine reine RS‑Tür nicht.
  • Keil unter der Tür: Selbstschließende Türen dürfen nicht blockiert werden. Wenn sie offen stehen müssen, nur mit geprüfter Feststellanlage - inklusive Rauchmeldern und Wartung.
  • Dichtung „schleift“? Bitte nicht kürzen! Dichtungen sind Teil des Systems. Stattdessen: Zargensitz prüfen, Absenkdichtung justieren, Schließer fein einstellen.
  • Falsche Bodenluft: Zu groß - Rauch geht durch. Zu klein - Tür schließt nicht. Herstellermaß einhalten und Bodenebenheit prüfen.
  • Falsche Beschläge: Panikfunktion, Schloss, Bänder, Drücker - alles muss freigegeben sein. Bei Fluchtwegen gelten zusätzliche Anforderungen (z. B. EN 179/EN 1125).
  • Verglasung getauscht: Nur zugelassene Brandschutzverglasungen mit passendem Glashaltesystem verwenden - sonst ist die T‑Klasse weg.
  • Montage ohne Systemanker: Zargen müssen nach Vorgabe befestigt und ausgeschäumt/verfüllt werden. Sonst stimmt der Abschluss nicht, und die Prüfung ist nicht übertragbar.

Pro‑Tipps, die Zeit und Nerven sparen:

  • Vor Bestellung die tatsächliche lichte Öffnung und Wandaufbau prüfen. Nichts ist teurer als eine falsch dimensionierte Tür.
  • Bei Doppelflügeltüren immer Schließfolgeregler und ggf. Elektro‑Haltmagnete mitplanen - das verhindert Ärger im Betrieb.
  • Für Schulen, Krankenhäuser, Hotels: Plane S200, wenn das Konzept es zulässt - du bekommst spürbar besseren Rauchschutz auch bei Temperaturanstieg.
  • Wartungsintervall fix einführen: 1× jährlich Sichtprüfung, Funktionsprüfung Schließer/Feststellanlage, Dichtungen reinigen/ersetzen.
  • Dokumentation sauber halten: Fotos vom Typenschild, Montageprotokoll, Leistungsnachweise. Das rettet dich bei Abnahmen.

Wenn du Normen brauchst, aber keine Zeit für Papierstapel hast: Schau bei Bedarf in diese Eckpfeiler - ohne dich zu verlieren. Für Rauchschutz: EN 1634‑3, Klassifizierung nach EN 13501‑2 (Sa/S200). Für Feuerwiderstand: EN 1634‑1, Klassifizierung EI₂ 30/60/90. In Deutschland zusätzlich die Landesbauordnungen und die Liste der Technischen Baubestimmungen. Für Außentüren mit Feuer/Rauchleistung: EN 16034 in Kombi mit EN 14351‑1.

Mini‑FAQ (die Fragen, die immer kommen):

  • Ist eine T30‑Tür automatisch rauchdicht? Nein. Erst mit RS bzw. Sa/S200 ist Rauchschutz nachgewiesen.
  • Was heißt Sa und S200 konkret? Sa: Rauchdichtheit bei Raumtemperatur. S200: Rauchdichtheit bis 200 °C - deutlich strenger und im Brandverlauf relevanter.
  • Darf ich unten etwas abhobeln, damit die Tür leichter geht? Nein. Du verlierst Dichtheit, und die Zulassung ist dahin. Besser: Einbau prüfen und Dichtungen/Schließer korrekt einstellen.
  • Brauche ich immer einen Türschließer? Ja, für RS und T‑Türen ist die Selbstschließfunktion zwingend. Ohne sie ist die Schutzwirkung praktisch null.
  • Kann ich eine Brandschutztür „normal“ streichen? Ja, wenn der Hersteller das freigibt und du Beschläge/Dichtungen nicht verklebst. Hitzebeständige Lacke sind meist nicht nötig, aber Freigaben beachten.

Nächste Schritte - je nachdem, in welcher Rolle du liest:

  • Hausverwaltung/Eigentümer: Türlisten erstellen, Typenschilder fotografieren, Abgleich mit Brandschutzkonzept. Fehlende RS/T‑Kombis nachrüsten (ggf. Austausch).
  • Facility/Haustechnik: Wartungsplan anlegen (jährlich), Feststellanlagen prüfen, Keile verbieten, Mängel protokollieren.
  • Architektur/Bauleitung: In Leistungsbeschreibung Klassen eindeutig benennen (z. B. EI₂ 30‑C Sa oder T30‑RS), Systemidentität sichern, Montageabnahmen dokumentieren.
  • Handwerk/Montage: Herstellerunterlagen lesen, Schließer einstellen, Dichtungen unversehrt lassen, Bodenluft einhalten, keine Fremdteile verbauen.

Zum Schluss ein Merksatz, der hängen bleibt: RS hält Rauch zurück. T hält Feuer zurück. T‑RS hält beides zurück. Prüfe das Typenschild - nicht dein Bauchgefühl.