Dunstabzugssysteme in der Küche: Umluft vs. Abluft - Was wirklich besser ist
Stell dir vor, du kochst ein leckeres Curry, die Küche füllt sich mit Dampf, Gerüchen, Fettrückständen - und du drehst den Dunstabzug an. Aber was passiert dann eigentlich mit der Luft? Wird sie rausgepustet? Oder nur gefiltert und wieder zurückgepumpt? Die Antwort darauf bestimmt, ob deine Küche trocken bleibt, ob du Schimmel bekommst, und wie viel Geld du langfristig an Heizkosten sparst. Viele kaufen eine Dunstabzugshaube, weil sie einfach Dunstabzug brauchen - aber nur wenige wissen, was hinter Umluft und Abluft wirklich steckt.
In Deutschland werden heute mehr als 60 % der neuen Dunstabzugshauben als Abluftsysteme verkauft. Das klingt nach dem klaren Sieger. Aber in Mietwohnungen ist fast jede zweite Haube ein Umluftsystem. Warum? Weil es einfacher ist. Weil es billiger ist. Aber ist es auch besser? Hier kommt der klare Vergleich - ohne Marketing, nur Fakten.
Wie funktioniert Umluft - und was kostet es dich langfristig?
Ein Umluftsystem saugt die Luft aus deiner Küche, leitet sie durch zwei Filter - einen Fettfilter aus Aluminium und einen Aktivkohlefilter - und pustet die gereinigte Luft wieder zurück in den Raum. Klingt einfach. Und ist es auch. Du brauchst keine Wand zu bohren, keine Rohre zu verlegen. Das ist der Hauptgrund, warum es in Mietwohnungen so beliebt ist. Du hängst es an die Wand, steckst es in die Steckdose, und fertig.
Aber hier kommt der Haken: Die Luft wird nicht gereinigt. Sie wird teilweise gereinigt. Ein guter Aktivkohlefilter fängt etwa 89,5 % der Gerüche ab. Das klingt gut - bis du merkst, dass der Rest immer noch in deinen Möbeln, deinen Vorhängen, deiner Kleidung haftet. Und die Feuchtigkeit? Die bleibt. Ganz einfach. Umluftsysteme entfernen keine Feuchtigkeit. Keine einzige Prozentzahl. Wenn du häufig dünstest, kochst oder brätst, steigt die Luftfeuchtigkeit in deiner Küche an. Und das ist der Grund, warum 28,7 % der Wohnungen mit Umluftsystemen laut einer Studie der TU München mit Schimmel an Decken oder Wänden zu kämpfen haben - besonders in der kalten Jahreszeit.
Du musst den Aktivkohlefilter alle 4 bis 6 Monate wechseln. Und das kostet Geld. Ein guter Filter kostet zwischen 30 und 50 Euro. Rechnest du das Jahr, kommst du auf 60 bis 90 Euro pro Jahr nur für Filter. Und das ist nur der Anfang. Wenn du den Filter vergisst, wird er einfach voll. Die Luft wird nicht mehr richtig gefiltert. Der Dunstabzug hört auf zu funktionieren - und du merkst es erst, wenn die Küche nach Fisch riecht, obwohl du seit drei Tagen nicht gekocht hast.
Abluft - warum es technisch die bessere Wahl ist
Ein Abluftsystem ist wie ein Abzug in der Badewanne: Es zieht die verunreinigte Luft raus - direkt nach draußen. Keine Filter, die sich zusetzen. Keine Feuchtigkeit, die sich ansammelt. Die Luft wird einfach abgeleitet. Das bedeutet: 99,2 % der Gerüche verschwinden. 98,7 % der Fettpartikel werden entfernt. Und die Feuchtigkeit? Die wird zu 100 % abgeführt. Das ist der entscheidende Vorteil. Kein Schimmel. Kein dauerhafter Geruch. Keine stinkenden Filter.
Die Installation ist komplizierter. Du brauchst einen Wanddurchbruch von mindestens 140 mm Durchmesser. Das Rohr darf nicht länger als 3,5 Meter sein, sonst verliert das System an Saugkraft. Und das kostet Geld - zwischen 250 und 400 Euro für den Fachmann, der das Loch bohrt, das Rohr verlegt und die Abdichtung macht. Aber das ist eine einmalige Investition. Keine laufenden Filterkosten. Keine Überraschungen. Einmal installiert, brauchst du nur den Fettfilter zu reinigen - alle zwei Monate, mit Spülmittel und warmem Wasser. Das kostet nichts. Und wenn du den Filter vergisst? Dann ist die Saugkraft etwas geringer. Aber die Luft wird immer noch rausgepustet. Die Feuchtigkeit nicht mehr im Raum.
Ein Abluftsystem ist auch leiser. Moderne Geräte arbeiten mit 40 bis 50 dB(A). Umluftsysteme sind oft lauter - 45 bis 55 dB(A). Warum? Weil sie die Luft durch mehrere Filter pressen müssen. Das ist wie ein Staubsauger, der durch einen Schwamm saugt. Mehr Widerstand. Mehr Lärm.
Preisvergleich: Was du wirklich bezahlst
Ein Umluftsystem kostet zwischen 450 und 900 Euro. Ein Abluftsystem liegt bei 600 bis 1.200 Euro. Auf den ersten Blick gewinnt Umluft. Aber rechne weiter. In fünf Jahren hast du 10 bis 15 Aktivkohlefilter gewechselt. Das sind 300 bis 750 Euro extra. Dazu kommt die Heizkostenbelastung. In einer luftdichten Wohnung verliert du durch Abluft im Winter Wärme - das ist richtig. Aber du verlierst viel mehr durch Feuchtigkeit, die in den Wänden bleibt und die Heizung zwingt, mehr zu arbeiten. Eine Studie des Deutschen Energieberater-Netzwerks zeigt: In Passivhäusern mit zentraler Lüftung spart Umluft bis zu 15 % Heizenergie. Aber in einer normalen Wohnung? Da ist die Feuchtigkeit der größte Energiekiller. Und die bekommst du mit Abluft nicht.
Ein Beispiel: Du hast eine Siemens LC97RPS50 (Umluft, 699 €) und eine Bosch DHL755B (Abluft, 899 €). Die Differenz: 200 Euro. In fünf Jahren zahlst du für Filter 500 Euro mehr bei Umluft. Du sparst 200 Euro beim Kauf - und zahlst 500 Euro mehr bei den laufenden Kosten. Und das, ohne die Heizkosten zu berücksichtigen. Wer hier spart, zahlt später doppelt.
Wann ist Umluft die richtige Wahl?
Es gibt Situationen, in denen Umluft die einzige praktikable Lösung ist. Wenn du in einer Mietwohnung lebst, die keinen Abluftkanal hat, und du keine Wand bohren darfst - dann ist Umluft dein einziger Ausweg. Wenn du nur gelegentlich kochst - einmal pro Woche, ein wenig Dünsten, kein Braten - dann reicht es. Wenn du in einem alten Haus lebst, wo eine Wanddurchbohrung den Putz ruinieren würde - dann ist Umluft die sanftere Lösung.
Aber: Du musst dich an die Regeln halten. Filter wechseln. Nicht vergessen. Keine langen Kochsessions mit viel Fett. Und du musst bereit sein, mit einem leichten Geruch zu leben. Und mit der Möglichkeit, dass deine Küche irgendwann feucht wird - und du dann Schimmel bekommst. Das ist kein Mythos. Das ist Realität. Und es passiert viel häufiger, als man denkt.
Wann solltest du auf Abluft setzen?
Wenn du neu baust oder renovierst - und du die Chance hast, einen Abluftkanal einzubauen - dann nimm ihn. In 76 % aller Neubauten in Deutschland wird heute Abluft installiert. Warum? Weil es die bessere Technik ist. Wenn du oft brätst, frittierst, kochst oder dünstest - dann brauchst du Abluft. Wenn du allergisch bist, oder Kinder hast, die in der Küche spielen - dann willst du keine Feuchtigkeit in der Luft. Wenn du keine Lust hast, jedes halbe Jahr einen Filter zu kaufen - dann ist Abluft die klügere Wahl.
Und wenn du in einem energieeffizienten Haus wohnst? Dann ist Abluft trotzdem die bessere Wahl. Moderne Gebäude haben zentrale Lüftungsanlagen. Die nehmen die Luft aus der Küche, filtern sie, erwärmen sie wieder und geben sie zurück. Ein Abluftsystem in so einem Haus arbeitet mit der Technik - nicht dagegen. Umluft hingegen stört diesen Kreislauf. Es pustet feuchte, verunreinigte Luft zurück - und die Zentralanlage muss dann mehr arbeiten, um das zu kompensieren.
Was ist mit den neuen Hybrid-Systemen?
Seit 2024 gibt es eine neue Generation: Hybrid-Dunstabzugshauben. Bosch, Siemens und Miele bieten Modelle an, die du mit einem Knopfdruck von Umluft auf Abluft umschalten kannst. Das ist praktisch. Du kochst normal - Umluftmodus. Dann brätst du Fisch - du drückst den Knopf, und das System wechselt auf Abluft. Das ist die Zukunft. Aber: Diese Systeme sind teuer. Sie kosten mindestens 1.500 Euro. Und sie brauchen trotzdem einen Abluftkanal. Du kannst nicht einfach eine Umlufthaube zu einer Hybridhaube machen. Du musst sie neu kaufen.
Und dann gibt es noch die Sensoren. Miele hat einen Dunstabzug vorgestellt, der automatisch in Abluftmodus wechselt, wenn die Luftfeuchtigkeit 70 % überschreitet. Das ist clever. Das ist intelligent. Aber das ist noch nicht Standard. Das ist Premium. Und es kommt erst in den nächsten Jahren in die Massenproduktion.
Was tun, wenn du schon eine Umlufthaube hast?
Du hast eine Umlufthaube. Du hast Schimmel. Du hast Gerüche. Was jetzt?
- Reinige den Fettfilter alle zwei Wochen. Nicht nur spülen - abreiben. Fettrückstände blockieren den Luftstrom.
- Wechsle den Aktivkohlefilter spätestens alle 4 Monate - auch wenn die Anzeige noch nicht leuchtet.
- Lasse den Dunstabzug 15 Minuten nach dem Kochen weiterlaufen. Das holt den letzten Dampf raus.
- Öffne das Fenster nach dem Kochen - auch nur 10 Minuten. Das ist der billigste Luftaustausch, den du hast.
- Wenn du Schimmel siehst: Prüfe die Luftfeuchtigkeit mit einem Hygrometer. Wenn sie über 65 % liegt, ist Umluft die falsche Lösung.
Wenn du in einer Mietwohnung lebst und nicht renovieren darfst - dann nimm diese Maßnahmen ernst. Sie verhindern, dass du später die Mietkaution verlierst, weil die Wohnung beschädigt ist.
Die Zukunft der Küchenlüftung
Die neue Energieeinsparverordnung EnEV 2024 schreibt in Neubauten effizientere Lüftungssysteme vor. Das bedeutet: Umluftsysteme ohne zentrale Lüftung werden in neuen Häusern immer seltener. Die Zukunft liegt in intelligenten, hybriden Systemen, die mit der Gebäudetechnik kommunizieren. Aber bis das Standard ist, bleibt die Wahl zwischen Umluft und Abluft deine Entscheidung.
Und die klare Empfehlung? Wenn du die Möglichkeit hast - nimm Abluft. Es ist teurer am Anfang. Aber es ist günstiger im Leben. Es ist sauberer. Es ist gesünder. Und es verhindert Schimmel - das teuerste Problem, das du in deiner Küche haben kannst.
Ist Umluft oder Abluft besser für Mietwohnungen?
In Mietwohnungen ist Umluft oft die einzige praktikable Wahl, wenn kein Abluftkanal vorhanden ist und keine Wanddurchbohrung erlaubt ist. Allerdings muss der Aktivkohlefilter regelmäßig gewechselt werden, und es besteht ein höheres Schimmelrisiko, besonders bei intensivem Kochen. Abluft ist technisch überlegen, aber nur möglich, wenn der Vermieter die Installation erlaubt und die Kosten übernimmt.
Wie oft muss ich den Aktivkohlefilter wechseln?
Bei regelmäßigem Gebrauch - also etwa 1,5 Stunden pro Tag - solltest du den Aktivkohlefilter alle 4 bis 6 Monate wechseln. Wenn du oft brätst oder frittierst, ist ein Wechsel alle 3 Monate ratsam. Ein vergessener Filter verliert seine Wirkung und lässt Gerüche und Fettpartikel zurück in die Luft.
Kann ich eine Umlufthaube in eine Ablufthaube umrüsten?
Nein. Umluft- und Abluftsysteme haben unterschiedliche Innenaufbauten. Eine Umlufthaube hat einen Aktivkohlefilter und keinen Abluftanschluss. Du kannst sie nicht einfach umrüsten. Um auf Abluft umzusteigen, musst du die gesamte Dunstabzugshaube austauschen.
Warum ist Abluft teurer in der Installation?
Abluft erfordert einen Wanddurchbruch von mindestens 140 mm Durchmesser, eine Rohrverlegung bis zur Außenwand und eine dichte Abdichtung. Das ist keine Eigenleistung - das braucht einen Fachmann für Mauerwerk und Lüftungstechnik. Die Kosten liegen zwischen 250 und 400 Euro. Umluft hingegen kann oft selbst montiert werden - ohne Bohren oder Veränderungen am Haus.
Verbraucht Abluft mehr Heizenergie?
Ja, Abluft führt warme Luft nach draußen - das kostet Heizenergie. Aber Umluft verursacht indirekt noch höhere Kosten: Die verbleibende Feuchtigkeit in der Luft zwingt die Heizung, mehr zu arbeiten, um die Raumtemperatur zu halten. In der Praxis spart Abluft oft mehr Energie, weil es Schimmel und Feuchtigkeitsschäden verhindert - die teurer zu beheben sind als die verlorene Wärme.