Lichtverhältnisse und Ausrichtung von Wohnungen bewerten: So finden Sie die beste Wohnung für Tageslicht

Lichtverhältnisse und Ausrichtung von Wohnungen bewerten: So finden Sie die beste Wohnung für Tageslicht

Stellen Sie sich vor: Sie betreten eine Wohnung, die perfekt eingerichtet ist, mit modernen Möbeln und einem schönen Blick. Aber sobald die Sonne untergeht, wird es dunkel - und bleibt es bis morgen früh. Kein natürliches Licht, kein warmes Morgenlicht auf dem Küchentisch, kein Abendglow im Wohnzimmer. Das ist keine Frage des Geschmacks, das ist ein Problem der Planung. Viele Menschen achten bei der Wohnungsbesichtigung auf Größe, Lage oder Preis. Aber nur wenige prüfen, wie viel Licht wirklich reinkommt. Und das ist der größte Fehler.

Warum Licht mehr ist als nur Helligkeit

Licht beeinflusst Ihre Stimmung, Ihren Schlaf, Ihre Konzentration und sogar Ihre Gesundheit. Studien zeigen, dass Menschen in gut beleuchteten Wohnungen weniger müde sind, besser schlafen und seltener depressiv werden. Es geht nicht nur darum, dass es hell ist. Es geht darum, wie viel Tageslicht Sie über den Tag verteilt bekommen, wo es eintritt und wie es sich im Raum verteilt.

Die europäische Norm DIN EN 17037 aus dem Jahr 2019 hat das genau definiert. Sie sagt: Auf mindestens 50 % der Bodenfläche - also nicht nur unter dem Fenster, sondern auch in der Mitte des Zimmers - müssen während 50 % der Tageslichtstunden (das sind rund 2.190 Stunden pro Jahr) mindestens 300 Lux erreicht werden. Das ist so hell wie ein klassischer Büroarbeitsplatz. Auf 95 % der Fläche reichen 100 Lux - so viel wie in einem gut beleuchteten Flur.

Früher hat man einfach geschaut, ob die Fensterfläche 10 bis 12,5 % der Wohnfläche ausmacht. Das war falsch. Ein großes Fenster nach Norden bringt weniger Licht als ein kleines nach Süden. Die Norm hat das abgelöst. Sie misst nicht mehr die Fenstergröße, sondern das tatsächliche Licht, das im Raum ankommt.

Wie Sie die Ausrichtung richtig lesen

Die Ausrichtung der Wohnung entscheidet, wann und wie viel Licht Sie bekommen. Hier ist die einfache Regel:

  • Süd: Die beste Ausrichtung. Sie bekommen den ganzen Tag über Licht - morgens, mittags und abends. Ideal für Wohnzimmer, Küche und Arbeitsbereiche.
  • Ost: Morgenlicht. Perfekt für Schlafzimmer, wenn Sie gerne früh aufstehen. Aber ab Mittag wird es dunkel. Nicht ideal für Wohnzimmer.
  • West: Abendlicht. Schön für Abendstunden, wenn Sie sich entspannen wollen. Aber im Sommer kann es heiß werden. Achtung bei großen Fenstern - die Sonne brennt direkt auf die Möbel.
  • Nord: Kein direktes Sonnenlicht. Nur diffuses, weiches Licht. Gut für Ateliers oder Räume, in denen Sie nicht gestrahlt werden wollen. Aber oft zu dunkel für Wohnräume.

Bei einer Besichtigung im Herbst oder Winter ist das besonders tricky. Ein Raum, der jetzt dunkel wirkt, könnte im Sommer strahlend hell sein. Deshalb: Gehen Sie mehrmals hin. Am besten morgens, mittags und abends. Nehmen Sie Ihr Handy und nutzen Sie die Lux-Meter-App - viele davon messen Licht mit einer Genauigkeit von ±10 %. Oder einfach: Halten Sie Ihre Hand in den Raum. Wenn Sie kaum Schatten werfen, ist es zu dunkel.

Was Sie bei der Besichtigung wirklich prüfen müssen

Nicht alles, was wie Licht aussieht, ist auch Licht. Hier ist eine Checkliste für Ihre nächste Wohnungsbesichtigung:

  1. Fenstergröße und -position: Sind die Fenster groß genug? Oder sind sie durch Balkone, Vordächer oder benachbarte Gebäude verdeckt? Schauen Sie nach oben - ist ein Haus direkt gegenüber, das Schatten wirft?
  2. Verschattung durch Bäume: Ein großer Baum vor dem Fenster wirkt im Frühling und Sommer toll. Im Winter aber blockiert er das Licht. Fragt man den Vermieter, bekommt man oft nur die Antwort: „Der ist doch nur ein kleiner Baum.“ Machen Sie Fotos - und kommen Sie im Dezember wieder.
  3. Deckenhöhe: Höhere Decken verteilen das Licht besser. Ein Raum mit 2,80 m Deckenhöhe wirkt heller als einer mit 2,40 m - selbst bei gleichen Fenstern.
  4. Spiegel und helle Wände: Weiße Wände, glänzende Böden und Spiegel reflektieren Licht. Dunkle Farben schlucken es. Ein Raum mit dunklen Möbeln und grauen Wänden wirkt immer dunkler, als er ist.
  5. Blendung: Steht der Schreibtisch direkt vor einem Fenster nach Süden? Dann brennt die Sonne Ihnen ins Gesicht. Das ist nicht nur unangenehm, es ist gesundheitsschädlich. Prüfen Sie, ob man die Sonne abschatten kann - mit Rollos, Jalousien oder Vorhängen.
Vergleich der tageslichtverteilung in wohnungen mit unterschiedlicher ausrichtung: süd, ost, west und nord.

Wie viel Licht braucht jeder Raum?

Nicht alle Räume brauchen gleich viel Licht. Die DIN-Norm und praktische Erfahrung zeigen klare Unterschiede:

  • Küche: 200 Lux allgemein, aber auf der Arbeitsfläche brauchen Sie 500 Lux - sonst schneiden Sie sich beim Gemüseschneiden in den Finger.
  • Badezimmer: 100 Lux allgemein, aber am Spiegel 300 Lux. Sonst sehen Sie Ihre Pickel nicht - und Ihre Haare auch nicht gleichmäßig.
  • Wohnzimmer: 100 Lux für den gesamten Raum, 50 Lux vor dem Fernseher (damit es nicht blendet), und 150-300 Lux am Lesesessel.
  • Schlafzimmer: 50-100 Lux reichen. Zu viel Licht stört den Schlaf. Hier ist Dimmen wichtiger als Helligkeit.
  • Kinderzimmer: 200 Lux allgemein, 500 Lux am Schreibtisch. Kinder brauchen mehr Licht zum Lesen und Lernen als Erwachsene.

Wenn Sie die Wohnung später ausleuchten, achten Sie auf die Farbtemperatur der Lampen. Warmes Licht (unter 3000 K) wirkt gemütlich, kaltes Licht (über 4000 K) fördert Konzentration. Moderne LED-Lampen können das sogar automatisch anpassen - je nach Tageszeit.

Die Energieeffizienz des Lichts

Ein gut beleuchtetes Zuhause muss nicht teuer sein. Die Energieeffizienz wird in Watt pro Quadratmeter gemessen. Ein Wert unter 3 W/m² gilt als A++ - das ist der aktuelle Standard für moderne Wohnungen. In einer 74 m²-Wohnung bedeutet das: maximal 222 Watt Gesamtverbrauch für die gesamte Beleuchtung.

LED-Lampen mit hoher Farbwiedergabe (Ra > 90) machen Farben echt wirken - das ist besonders wichtig in der Küche oder beim Anziehen. Günstige LEDs mit Ra 70 lassen Haut und Lebensmittel grün oder grau erscheinen. Das ist nicht nur unangenehm - es ist ungesund, weil Ihr Gehirn ständig nachbessern muss.

Ein smartes Lichtsystem, das sich automatisch an Tageslicht anpasst, spart bis zu 40 % Energie. Sensoren messen, wie viel Sonne reinkommt, und dimmen die künstliche Beleuchtung entsprechend. Das ist kein Luxus mehr - das ist Standard in neuen Gebäuden.

Moderne wohnung bei dämmerung mit automatisch dimmenden leds, die natürliches tageslicht nachahmen.

Was Experten sagen: Licht ist kein Nebenschauplatz

Architekten der Architektenkammer Baden-Württemberg betonen: DIN EN 17037 ist die erste Norm, die nicht nur physikalische, sondern auch psychologische Faktoren berücksichtigt. Ein Raum, der hell wirkt, fühlt sich größer, freundlicher und sicherer an - selbst wenn er genauso groß ist wie ein dunkler Raum.

Die meisten Beschwerden über „dunkle Wohnungen“ kommen nicht von zu wenig Fenstern, sondern von falscher Platzierung. Ein Fenster, das zu niedrig ist, bringt Licht nur an die Wand. Ein Fenster, das zu klein ist, bringt gar nichts. Und ein Fenster, das direkt vor einem Baum steht? Es bringt nichts - auch wenn es groß ist.

Die Lösung? Kombinieren Sie drei Arten von Licht:

  • Raumlicht: Die allgemeine Ausleuchtung - meist von Deckenlampen oder indirekten Leisten.
  • Zonenlicht: Gezielte Beleuchtung für Arbeitsplätze - Schreibtisch, Kochfeld, Spiegel.
  • Stimmungslicht: Dimmbare Lampen, Stehlampen, LED-Strips - für Abendstunden und Gemütlichkeit.

Das ist kein Design-Trend. Das ist Funktion.

Was kommt als Nächstes? Licht als Gesundheitsfaktor

Die Zukunft des Wohnens heißt „circadiane Beleuchtung“. Das bedeutet: Das Licht verändert sich im Tagesverlauf - morgens kalt und hell, mittags neutral, abends warm und gedimmt. Es simuliert den natürlichen Tagesrhythmus. Das hilft dem Körper, Melatonin richtig zu produzieren - und somit besser zu schlafen.

Einige Neubauten in Österreich und Deutschland haben das schon. Die Wohnungen sind mit Sensoren ausgestattet, die die Helligkeit und Farbtemperatur automatisch anpassen. Sie brauchen keine App. Sie brauchen nur ein Fenster. Und wenn das Fenster gut ausgerichtet ist? Dann brauchen Sie fast gar keine künstliche Beleuchtung.

Im Jahr 2025 ist eine Wohnung ohne ausreichendes Tageslicht keine gute Wohnung. Es ist kein Luxus mehr. Es ist eine Grundvoraussetzung für Gesundheit, Wohlbefinden und Energieeffizienz. Wer bei der Besichtigung nur auf den Preis schaut, zahlt später doppelt - mit Müdigkeit, schlechtem Schlaf und hohen Stromrechnungen.

Prüfen Sie das Licht. Wie ein Grundriss. Wie die Heizung. Wie die Dämmung. Denn Licht ist nicht etwas, das man später hinzufügt. Licht ist der erste Eindruck - und der wichtigste.

Wie viel Tageslicht braucht eine Wohnung nach DIN EN 17037?

Nach DIN EN 17037 müssen auf mindestens 50 % der Bodenfläche (ab 85 cm Höhe, 50 cm von Wänden entfernt) während 50 % der Tageslichtstunden (ca. 2.190 Stunden pro Jahr) mindestens 300 Lux erreicht werden. Auf 95 % der Fläche reichen 100 Lux. Das ist der offizielle Standard für gesunde Wohnraumbeleuchtung.

Ist eine Nordausrichtung schlecht für eine Wohnung?

Nicht unbedingt. Nordorientierte Wohnungen bekommen kein direktes Sonnenlicht, aber ein gleichmäßiges, diffuses Tageslicht - ideal für Ateliers oder Räume, in denen Sie nicht geblendet werden wollen. Für Wohnzimmer oder Küche ist es jedoch oft zu dunkel, besonders im Winter. Wenn die Fenster groß genug sind und keine Verschattung durch Nachbargebäude besteht, kann es trotzdem funktionieren.

Wie kann ich das Licht in einer Wohnung messen?

Nutzen Sie eine kostenlose Lux-Meter-App auf Ihrem Smartphone - viele messen mit einer Genauigkeit von ±10 %. Alternativ: Halten Sie Ihre Hand in den Raum. Wenn Sie kaum Schatten werfen, ist es zu dunkel. Für eine präzise Prüfung kommen Sie zu verschiedenen Tageszeiten zurück - morgens, mittags und abends - besonders im Winter, wenn das Licht am geringsten ist.

Welche Farbtemperatur ist für Wohnräume am besten?

Für Wohnzimmer und Schlafzimmer sind 2700-3000 Kelvin (warmweiß) ideal - sie wirken gemütlich. Für Küche und Arbeitsbereiche empfehlen sich 4000-4500 Kelvin (neutralweiß), da sie Konzentration fördern. Vermeiden Sie kaltweißes Licht über 5000 K in Wohnräumen - es wirkt klinisch und stresst die Augen.

Warum ist die Farbwiedergabe (Ra-Wert) wichtig?

Der Ra-Wert zeigt, wie natürlich Farben unter einer Lampe erscheinen. Ein Wert über 90 bedeutet, dass Farben fast so wirken wie im Tageslicht. Bei Werten unter 80 werden Rottöne grau, Grüntöne bräunlich - das ist besonders in der Küche oder beim Anziehen unangenehm. Für Wohnräume sollten Sie immer LEDs mit Ra > 90 wählen.

Beeinflusst die Deckenhöhe das Licht?

Ja. Höhere Decken (über 2,70 m) verteilen das Licht besser und lassen Räume heller wirken, selbst bei gleicher Fenstergröße. Tiefe Decken (unter 2,40 m) schlucken Licht und machen den Raum eng. Wenn Sie zwischen zwei Wohnungen wählen, wählen Sie die mit höheren Decken - auch wenn sie etwas kleiner ist.